Ist betriebliche Intelligenz erlernbar?
Ist betriebliche Intelligenz erlernbar?
Intelligenz ist ein Konstrukt zur Einschätzung und Messung der Fähigkeiten eines Subjektes auf vorgegebene Herausforderungen zu reagieren. Angewandt auf logisches Denken, Kombinierungsfähigkeit und mathematische Abfolgen ergibt sich der bekannte Intelligenztest. Ein Intelligenztest misst den IQ eines Menschen. Aber wie bei jedem anderen Test ist die Aussage nur auf das bezogen, was der Test vorgibt zu messen. Und wir wissen alle, Statistik ist geduldig.
Auf die Frage an einen Psychologen, ob das wiederholte Abbrechen eines Intelligenztestes auffällig sei, wurde geantwortet: „Es ist ein nachvollziehbares und intelligentes Verhalten.“ Ob das Stimmt, ist schwer einzuschätzen, soll aber die Grenze solcher Tests deutlich machen.
Anders als bei dem klassischen Intelligenztest geht es bei der betriebliche Intelligenz um eben solche Fähigkeiten, die der betrieblichen Zusammenarbeit und unternehmerischen Ausrichtung dienen.
Dazu gehört zum Beispiel die Fähigkeit, Wirtschaftszahlen einzuschätzen. Was sagen die Kennzahlen des Unternehmens aus? Wie hoch ist die Verschuldungsrate? Welche Steuern sind zu zahlen und welche zu vermeiden? Das sind nur einige Fragen, die im BWL-Studium aufkommen und beantwortet werden sollten.
Ebenso relevant ist die Fähigkeit der Unternehmensausrichtung im Markt. Ein Gespür für Lücken, Defizite bei Produkten und Kundenwünsche sind absolut entscheidend. Welche Bereiche sind zukunftsträchtig? Was sind aktuelle und kommende Innovationen? Welche Forschungsprojekte laufen und was wird gefördert?
Als dritter wichtiger Bereich ist die betriebliche Struktur und die Führung der Mitarbeiter. Dazu zählt auch die Einschätzung von Teamstrukturen, Zusammensetzung der Teams und der Bedarf an Fachkräften. Welche Kollegen sind gemeinsam produktiv? Welche Schwächen können mit welchen Stärken ausgeglichen werden? Sind die Mitarbeiter zufrieden? Was kann insgesamt verbessert werden? Wen oder welche Expertise brauchen wir in Zukunft?
Betrachtet man diese Auswahl an Anforderungen wird schnell klar, dass mit dem richtigen Studium oder der passenden Ausbildung der erste Teil optimal abgedeckt werden kann. Zahlen zu lesen, zu deuten und daraus Handlungsschlüsse zu ziehen ist erlernbar und bedarf lediglich Übung und greifbare Vorbilder.
Schwieriger ist es schon mit der Marktanalyse. Eine SWOT-Analyse kann dabei helfen und ist ebenso erlernbar. Trotzdem ist es hier ähnlich wie beim Kaffeesatzlesen. Man weiß nichts sicher. Erfahrung und jahrelange Marktnähe sind hierbei genauso entscheidend, wie eine Portion Glück. Passende Fertigkeiten können hier helfen, aber letztlich ist ein „nicht greifbares“ Gespür genauso wichtig.
Auch der dritte Part kann zum Teil erlernt werden. Weiterbildungen zur Mitarbeiterführung, zur Strukturierung, zur Motivierung oder zur Kommunikation sind absolut hilfreich und zu empfehlen. Trotzdem ist es ebenso eine Typfrage. Frei nach Dr. House: „Menschen ändern sich nicht“, bedeutet das, Führungsfähigkeiten kann man lernen, aber wirklich herausragend ist man, wenn man schon eine Führungspersönlichkeit hat. Dabei sind Kompetenzen in der direkten Kommunikation, eine Strukturiertheit im Wesen, eine Offenheit gegenüber Veränderungen, die Fähigkeit Konsens zu erreichen oder auch das Anleiten und führen von Mitarbeitern und Kollegen.
Zum Teil ist betriebliche Intelligenz also erlernbar. Aber um wirklich herauszuragen, sind einige Fertigkeiten und Fähigkeiten vorauszusetzen. Dabei ist das Thema Selbstreflexion sehr bedeutend und sollte eine der wichtigsten Fertigkeiten sein.